Ein Augenöffner, wie du aktiv wirst und wichtige Zeiten des Rückzugs in der Medizin findest?

Gibt es Wege, wie du auf deinem Weg in die Medizin aktiv sein kannst mit Gott? Gibt es auch Zeiten des Gegenteils, des Rückzuges? Planst du deinen Weg, oder lässt Gott ihn sich entfalten?

Ich komme gerade aus einer Auszeit, da ich mich im Übergang von der Arbeit zur Pension befinde; am 30. September habe ich meine Schlüssel und mein Badge abgegeben. Unter anderem war ich in der Kommunität der Diakonissen in Riehen. In einem der Begleitgespräche wies mich eine Schwester auf die Bibelstelle Lukas 5.12-17 hin. Dort werden Aktion und Rückzug angesprochen. Ich erkannte darin Hilfen, wie Aktion und Rückzug gestaltet werden könnten – ein Türöffner, der jederzeit auf dem Weg in der Medizin verwendet werden kann.

Drei Aktionen werden in Lukas 5.12-17 beschrieben:

  • Auf Bedürfnisse eingehen. Der Aussätzige bat Jesus, «Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen»[1]. Unser Alltag wimmelt manchmal von Bedürfnissen:
    • Skripte an Mitstudenten weitergeben;
    • Notizen teilen;
    • Anamnese in einem Praktikum erheben;
    • Neurostatus erheben;
    • Schellong-Test durchführen;
    • Mündliche Verordnungen auf der Station im Computer schriftlich erfassen;
    • Kurzberichte rechtzeitig schreiben, damit der Haus- oder Kinderarzt informiert ist;
    • und vieles mehr…

Eine Form der Aktion ist es, auf Bedürfnisse einzugehen. Jesus zeigt jedoch auch Beispiele, in denen er nicht allen Bedürfnissen entsprach; er heilte beispielsweise nicht alle im Teich von Betesda.[2]

  • Alltagsaufgaben erledigen, wie es Jesus tat. Als Rabbi war eine seiner Aufgaben das Lehren[3]. Dies könnte für dich Folgendes bedeuten:
    • Als Medizinstudent:
      • Grundthemen wie Physik und Chemie erlernen, um für die Forschung oder zumindest für Prüfungen gerüstet zu sein 😉.
      • Bestmöglich lernen, damit du später gut auf die Patienten vorbereitet bist und nicht nur für das Examen 😊.
      • Beim Patienten «üben» – mit Respekt und Dankbarkeit, sei es Anamnese erheben oder Untersuchungen durchführen.
      • Wiederholen und vertiefen.
    • Als Assistenzarzt:
      • Die Tagesaufgaben auf der Station, im Ambulatorium/in der Poliklinik, in der Notaufnahme oder im OP bewältigen.
      • In der Weiterbildung wachsen.
      • usw.
  • Dinge tun, wenn die Kraft des Herrn mit dir ist oder der Heilige Geist dir einen Impuls gibt, so wie Jesus es tat[4].
    • Sich an Dinge erinnern.
    • Wissen, mit wem – ob Patient, Pflegepersonal oder Ärzte – man sprechen soll, sei es über medizinische oder über geistliche Themen.
    • Beten – für jemanden oder mit jemandem.
    • usw.

Zwei mögliche Formen des Rückzügs werden bei Jesus je nach Übersetzung gezeigt:

  • Rückzug in eine einsame Gegend und Gebet[5]:
    • Geplante Gebetszeiten im Tagesverlauf:
      • Stille Zeit am Morgen (Bibel lesen[6], beten).
      • Stundengebete an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten[7]:
        • Für sich selbst (Laudes, Vesper, Komplet);
        • Zum Beispiel bei den Diakonissen in Riehen bei Basel/ CH (Morgenfeier, Mittagslob, Abendgebet oder Vesper);
        • Psalmengebet
        • usw.
      • Lobpreis, entweder alleine oder in Gruppen.
      • usw.
  • Entweichen in eine Einöde und Gebet[8]:
    • Ungeplante Gebetszeiten im Laufe des Tages:
      • Auf der Toilette 😉,
      • im Büro, wenn niemand dort ist 😋;
      • in der Kapelle, wenn vorhanden;
      • im Park
      • usw.

um ungeplante Gebetszeiten zu haben.

In der Aktion übst du deine normalen Tätigkeiten aus, dann können Bedürfnisse auftreten, die du erfüllen wirst und als drittes zeigt dir der Heilige Geist, was du tun kannst. Dem gegenüber brauche ich geplante Rückzugszeiten und -orte oder muss manchmal sogar entweichen, um mit Gott zu beten.

Triff dich mit Mitchristen und tausche dich darüber aus. Dies kann auch bei Tagungen, geschehen, z. B. bei AGEAS, ACM oder ARCHAE.

Auch im Kurs «Spiritualität in Studium und Beruf» (SSB) können wir das Thema aufgreifen, wenn wir uns online oder vor Ort begegnen. Lade dir hier den Appetizer herunter

und/oder teile deine Erfahrungen hier im Kommentar ganz unten mit.

Es ist mein Traum, dass sich immer mehr Menschen mit der Berufung als Christ, der Art und Weise, wie man über den Glauben spricht, und der Vision von Spiritual Care in der Medizin auseinandersetzen, sodass Patienten und Mitarbeiter von Christus berührt werden. Eine Hilfe dazu ist der obengenannte SSB-Kurs.


[1] Lukas 5.12 (Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Witten/Holzgerlingen).

[2] Johannes 5.2-9 (s.o).

[3] Lukas 5.17a (s.o).

[4] Lukas 5.17b (s.o.).

[5] Lukas 5.16 (s.o. oder Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift © 2016 Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart).

[6] Mit dem App «The Bible» von Nicky und Pippa Gumbel in verschiedenen Sprachen durch die ganze Bibel in einem Jahr kann ich sehr empfehlen: https://bible.alpha.org/en/.

[7] Es gibt in der Kirchentradition ein Reichtum.

[8] Lukas 5.16 (Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.).

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