Darf ich als Christ und Mediziner einen medizinischen Vorgesetzten konfrontieren? Darf ich als beschäftigter Arzt und Christ nach Macht streben? Was wäre hier die erste Priorität?
In meiner aktuellen Gemeinde gibt es manchmal Themen, bei denen ich nach einer Predigt entweder Fragen, Ergänzungen oder Unklarheiten habe. Dann gehe ich nach dem Gottesdienst nach vorne zum Prediger und trage ihm mein Anliegen vor. Für mich ist dies eine Form der Geistunterscheidung, ob der Prediger dies aushält oder nicht. In der Medizin waren für mich die Vorgesetzten am beeindruckendsten, die nahbar blieben und alles besprochen werden konnte.
Neben den drei Punkten, die ich im letzten Blog[1] erwähnt haben, zeichnen drei weitere Punkte einen guten Leiter aus[2]:

- Habe den Mut, als medizinischer Leiter zu konfrontieren.
Viele denken, dass Sanftmut und Demut immer bedeuten, in jeder Situation nachzugeben. Jesus selbst hatte keine Angst vor Konfrontation. «Und Jesus trat in den Tempel ein und trieb alle hinaus, die im Tempel verkauften und kauften, und die Tische der Wechsler und die Sitze der Taubenverkäufer stieß er um»[3]. Das Schwierigste daran ist es, den richtigen Zeitpunkt für die Konfrontation zu finden.
Im medizinischen Alltag gibt es viele Momente, in denen eine Konfrontation eine grosse Hilfe sein kann. Ich denke da an die Krankenvisitie, wenn es um das richtige Medikament oder die richtige Dosierung, gerade bei Kindern, geht. Als Medizinstudent ist es gut, nachzufragen, wenn man etwas nicht weiss, da ich als Vorgesetzter eine saubere, nachvollziehbare und transparente Erklärung abgeben muss. Auch in den Rapporten können Fragen von verschiedenen Seiten Situationen klären, die nicht klar sind.
Die Unterlassung einer Konfrontation ist an sich schon eine Entscheidung mit Konsequenzen. Konflikte und Konfrontationen sind nie einfach, aber wenn sie klug eingesetzt werden, sind sie ein notwendiger Bestandteil einer guten und mutigen Führung.

- Strebe nach geistlicher und nicht nach weltlicher Macht.
Die Macht Jesu war so anders als die vieler Führer in der Welt. «Und es traten Blinde und Lahme in dem Tempel zu ihm, und er heilte sie”[4]. Geistliche Macht ist viel wichtiger als irdische Macht. Sie kann nicht hergestellt werden. Sie kann nur aus der Art von Beziehung entstehen, die Jesus zu Gott hatte.
Dies kann einen grossen Einfluss auf deinen medizinischen Alltag haben, wenn es darum geht, welchen Weg du im Spital gehen willst. Der Weg von Ruhm und Macht, falsch angegangen, kann sehr negativ sein; ein Beispiel ist das «Ellbogenprinzip». Patienten können zum Instrument degradiert werden. Ein von Gott gegebener Weg kann manchmal heissen, dass ich am Ende meines arbeitsreichen Tags auf die Station gehe und dort Gott frage, wem ich dienen kann. Sehr oft sind mich da niemand ausser Gott.

- Mache das Gebet deine erste Priorität.
In der Konfrontation von Jesus mit den Geldwechslern sehen wir, wie leidenschaftlich er bezüglich des Gebetes war[5]. In den Evangelien lesen wir immer wieder, dass Jesus sich zurückzog[6], um mit Gott allein zu sein. Das war die Quelle seiner Kraft. Wie bei David war das Gebet das Herzstück der Führung Jesu.
In deinem medizinischen Alltag hast du immer wieder Orte, wohin du dich zurückziehen und zu Gott beten kannst. Du brauchst dies. Das WC war ein solcher Ort für mich oder ein stiller Raum in einem Spital.
Herr, hilf mir, wie Jesus mit Autorität, Sanftmut, Demut, Mut und Kraft zu führen. Möge meine Kraft wie Jesus aus meiner persönlichen Beziehung zu dir kommen.
Bei Fragen oder Erlebnissen teile mir dies mit, entweder unten im Kommentar oder per Mail.
[1] https://robertstern.ch/blog/was-sind-die-eigenschaften-eines-guten-medizinischen-leiters-mache-es-wie-jesus/.
[2] Entnommen aus «How to Lead Like Jesus» aus ‘The Bible with Nicky and Pippa Gumbel’ (https://bible.alpha.org/en/classic/31/ [20.6.2024]).
[3] Matthäus 21.12 (Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Witten/Holzgerlingen).
[4] Matthäus 21.14 (s. vorher).
[5] Matthäus 21.13 (s. vorher).
[6] Matthäus 21.17 (s. vorher).