Ein Ruf in die Ferne: Chancen und Herausforderungen als Ärztin/Arzt in einer Auslandmission

Hast du schon einmal darüber nachgedacht, deine Komfortzone zu verlassen und ins Ausland zu gehen, um in einem interkulturellen Dienst[1] mitzuwirken? Welche Dinge müsstest du in einem solchen Einsatz beachten? Was ist für dich in Europa ähnlich, was anders?

Vor kurzem hörte ich die bewegende Geschichte einer Familie, die letztes Jahr aus dem Ausland zurückkehrte. Sie erzählten von Herausforderungen, die für uns kaum vorstellbar sind,[2] aber auch von der tiefen Freude, Menschen in einem anderen Teil der Welt zu unterstützen und eine Perspektive in Jesus zu geben. Ich war von den Erkenntnissen und Aussagen so beeindruckt, dass ich es wage, hier ein paar Aussagen zusammenzufassen, obwohl ich selbst kein Experte bin und noch nicht in einem Einsatz war.[3] In dem Sinne lasse ich andere sprechen.

Mir fielen beim Zuhören fünf Bereiche auf, die wichtig sind. Diese müsstest du kennen und beachten:

  • Das Eintauchen in eine andere Kultur beginnt mit dem Erlernen der Sprache. Sprache ist das Tor zu einer neuen Kultur. Nur wenn du ihre Worte sprichst, öffnet sich dir das Verständnis für die Menschen und ihre Lebensweise. Du gewinnst den Schlüssel zur Kommunikation und die Fähigkeit, Brücken zu bauen. Erst dann kannst du so wie in Europa über Dinge wie zum Beispiel den Glauben sprechen. In vielen Ländern in Afrika, Südamerika und Asien sei es oft einfach, über den Glauben zu sprechen, da es dort kein Tabu ist wie bei uns. Die Integration, die zu einem grossen Teil mit dem Spracherwerb zusammenhängt, benötigt Zeit; zum Teil drei bis vier Jahre.
    • Dies gilt in unseren Breitengraden umgekehrt:
      • Auch Personen aus dem Ausland müssen unsere Sprache lernen.
      • Ich habe dies eindrücklich gesehen, als wir Ukrainer zu Hause aufgenommen hatten; je schneller jemand die Sprache erlernte, desto eher konnte man sich verständigen und die Chance auf eine Arbeitsstelle nahm massiv zu.
      • Ich habe auf meinem Weg zum Kinderchirurgen eindrückliche Beispiele von Menschen gesehen, die aus einer ganz anderen Kultur kamen, die Sprache ausserordentlich gut lernten, gleichzeitig Medizin studierten und anschliessend die Arbeit als Assistenzärzte absolvierten.
  • Teamarbeit: Rückhalt, egal wo du bist. Ein starkes Team ist essenziell, sei es durch lokale Partner vor Ort, welche die täglichen Herausforderungen kennen oder durch einen Freundeskreis aus der Heimat, welcher mit Gebeten, Ratschlägen oder finanziellen Mitteln unterstützen kann. Gemeinsam sind sie ein Netzwerk, das in schwierigen Momenten Halt gibt und in schönen Momenten an der erlebten Freude Anteil nimmt:
    • Am Wichtigsten ist das Gebet! Der geistliche Kampf ist in Ländern, in denen das Christentum wenig vorhanden ist, stark ausgeprägt und kann sowohl psychisch als auch physisch erlebt werden.
    • Praktische Hilfe und wertvolle Tipps:
      • Durch Einheimische vor Ort, welche vertraut sind mit den lokalen und politischen Problemen und Lösungen anbieten können. -> Personen aus unserer Gemeinde gehen gerade durch solche Schwierigkeiten im Libanon und dürfen diese Unterstützung erleben.
      • Durch lokale Ärzte, welche mit dem Gesundheitssystem und der Einrichtung vertraut sind.
      • Durch Freunde aus der Heimat, welche auf verschiedene Weise helfen können (Gebet, Austausch, Geld, praktische Hilfe usw.).
    • Sehr oft bist du im Ausland wie ein Glied in der Kette und es gibt andere darum herum, die mittragen. Gerade die Einheimischen sind hilfreich, weil sie die Sprache und Kultur sehr gut kennen. Die lokale Kirche kann sehr hilfreich sein um die Menschen weiter zu begleiten, auch nach deinem Weggang.
    • Dies gilt in unseren Breitengraden auch:
      • Gebetsunterstützung für unsere Arbeit ist essenziell, aber auch praktische Hilfe durch unser Umfeld!
  • Höchste Professionalität ist sehr wichtig, um den Leuten vor Ort wirklich zu helfen; d.h.
    • Die bestmögliche Ausbildung machen und dich optimal auf den Einsatz vorbereiten, sei es als Chirurg, Ophthalmologe, als Allgemeinmediziner usw.
    • Ein Auslandeinsatz kann plötzlich heissen, dass du den Beruf wechselst und Administrator oder Organisator oder Pflegender wirst; willst du das wirklich? Dies musst du mit Gott und mit deinen Beratern besprechen.
    • Für uns hier gilt dasselbe:
      • Ich muss mich für meine Arbeit beim Patienten bestmöglich ausbilden.
  • Ich brauch vor Ort ein Auge, um die konkreten Bedürfnisse zu erkennen und dann lösungsorientiert voranzugehen:
    • Dazu muss ich manchmal kreativ und flexibel sein in der neuen Umgebung. Stell dir vor, du arbeitest in einem grossen Krankenhaus in einer Millionen-Stadt. Da ist plötzlich ein Kind mit einer Fehlbildung, das dringend eine Operation benötigt. In der ganzen Region wird diese Operation nicht durchgeführt und das Kind wurde schon an mehreren Orten abgewiesen. Das gleiche droht an dem Spital, an dem du gerade arbeitest. Hier bist du nicht nur Arzt, sondern manchmal auch eine Speerspitze für neue Operationen oder neue Formen der medizinischen Versorgung, so Gott will.
    • Auch dies gilt gleicherweise für uns im Westen:
      • Gerade du kannst neue Modelle im Gesundheitswesen aufbauen, die Gott verherrlichen und den einzelnen segnen (Allgemeinwohl).
  • Allein die Präsenz von Personen aus Europa in fernen Ländern kann für die einheimischen Menschen eine Ermutigung sein:
    • So kannst du einen ersten Schritt vor Ort machen oder manchmal wagen und riskieren. Die Leute vor Ort sind für den letzten Schritt dann viel besser geeignet.
    • Feste können manchmal eine grosse Rolle spielen: Geburtstage und Feiertage können dazu dienen, Gastfreundschaft auszuleben.

Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, wie du deine beruflichen Fähigkeiten in einem interkulturellen Umfeld einbringen könntest? Welche Fähigkeiten möchtest du noch weiterentwickeln, bevor du einen solchen Schritt wagst? Triff dich mit solchen, die Erfahrung haben. Dies kann bei AGEAS (Schweiz), ACM (Deutschland) oder ARCHAE (Österreich) sein. Diese Frage der Mission behandeln wir auch in unserem Kurs «Spiritualität in Studium und Beruf». Eine Person mit viel Erfahrung wird darüber sprechen. Auf verschiedene Art und Weise wird dies in der Thematik Berufung aufgegriffen. Lade dir dazu den Appetizer herunter:

Schreibe unten im Kommentar, wenn dir zum Obengenannten etwas einfällt oder du eine Ergänzung hast.


[1] Früher gebrauchte man das Wort Mission. Dies ist zeitweise missverständlich.

[2] Ausgeprägter Geistlicher Kampf, Bedrohung durch die Regierung, Überwachung usw.

[3] Willst du noch mehr Einzelheiten oder Details, kannst du ohne weiteres mich kontaktieren und ich kann dir die entsprechenden Kontakte vermitteln.

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