Wie bleibe ich dran im Medizinstudium und als Juniordoctor?

Ertappst du dich manchmal mit der Frage, halte ich es durch oder nicht in der Assistenzzeit im Spital? Hast du dich schon gefragt, was soll ich mit Physik und Chemie und plötzlich wird das Aufhören eine Option? Und wie kann ich ein Christ sein in all dem?

An einem Abend als Student bin ich auf eine Station für eine Nachtwache bei einer Patientin gekommen. Sie lag im Bett mit beiden Armen ruhiggestellt, da sie nach einem Selbstmordversuch bewusstlos auf ihren Armen gelegen ist und diese fast nekrotisch wurden. Ich stand fassungslos da: Was kann ich in einer solchen Situation als Christ machen und was kann ich ihr überhaupt sagen? Da sie Fieber hatte, fing ich an, Essigwickel um ihre Beine zu legen. In dieser Situation hörte ich Jesus sagen, im praktischen Dienen kannst du schon ein Zeugnis für andere sein. Ich erkannte, dass es viele Wege der Verkündigung der Liebe und Sorge Christi gibt und freute mich noch mehr auf die weiteren Schritte in die Medizin.

Beim Zurückblicken sind mir Gedanken zur Situation als Medizinstudent eingefallen. Danach will ich über die 6er Regel[1] sprechen, die eine Perspektive gibt und dir hilft, im medizinischen Alltag als Assistenzarzt durchzuhalten.

Hier vier Wege, die Dir helfen könnten, im Lernen von Physik und Chemie eine Perspektive zu gewinnen:

  • Suche aktiv nach Möglichkeiten, wie du beim Patienten im Spital eine Arbeit machen könntest. Neben dem, dass du etwas verdienst kann es dir bezüglich deiner zukünftigen Berufung die Augen öffnen. Das könnte Nachtwachen im Spital sein, das könnte Aushilfe bei der Pflege auf der Station oder im Notfall sein. Gerade bei dem heutigen Personalmangel gibt es viele Möglichkeiten. Meine Tochter arbeitet regelmässig im Kinderspital auf dem Kindernotfall.
  • Suche aktiv nach Möglichkeiten, wie du in einer Arztpraxis hospitieren kannst und dadurch den Patienten näherkommst.
  • Suche nach Operations-Assistenten-Möglichkeiten; du lernst dabei, wie du als Assistenz arbeitest, hast einen medizinischen Einblick und kommst so in Kontakt mit Patienten.
  • Lass dich auch als Nothelfer bei Veranstaltungen einsetzen.

In einer der obengenannten Stellen oder in einer anderen ähnlichen Situation kann es dir plötzlich bewusstwerden, dass in der ganzen Physik und Chemie doch ein Berufungsweg steckt. Auf diesem Weg kann es gut sein, dass Gott in dir Interessen oder Anliegen weckt, die dich in eine Fachspezialisierung weisen.

Die 6er-Regel ist eine Unterstützung auf deinem Weg in die Assistenzzeit. Alles dauert seine Zeit:

  • Es dauert etwa 6 Tage, bis du die ersten groben Abläufe verstanden hast (Software, Computer, Verordnungen, Ort der Leitlinien usw.);
  • Es dauert etwa 6 Wochen, bis du das Häufigste gesehen hast und weisst, wie dort vorzugehen ist;
  • Es dauert etwa 6 Monate, bis du eine Leichtigkeit bekommst, da du, ohne lange nachdenken zu müssen, die Behandlungsalgorithmen kennst;
  • Es dauert etwa 6 Jahre, bis du von Erfahrung sprechen kannst; du hast das Aussergewöhnliche schon gesehen und du weisst, was du durchwinken kannst und was du anschauen musst.

Es dauert schlussendlich alles seine Zeit, aber es wird mit der Zeit vorwärtsgehen.

Freude mit den Patienten und Geduld auf deinem Weg wünsche ich dir von Herzen. Nicht dass ich dies immer gut gemacht habe – es soll dir besser gelingen.

Gerade dir in den obengenannten Situationen zu dienen, ist unser Anliegen im Kurs Spiritualität in Studium und Beruf (SSB). Ein Jahr werden wir dich in deiner Berufung begleiten und versuchen, Wege aufzuzeigen, wie du authentisch und von Gott geführt Zeugnis geben kannst und wie du bei der Umsetzung von Spiritual Care eine Vision als Christ in der Medizin entdeckst. Lade dazu den Appetizer herunter:

Schreibe unten im Kommentar, wenn dich zum obengenannten etwas einfällt oder du eine Ergänzung hast oder antworte mir direkt.


[1] Von meiner Frau Nicole formuliert.

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