{"id":1510,"date":"2021-11-28T20:22:27","date_gmt":"2021-11-28T19:22:27","guid":{"rendered":"https:\/\/robertstern.ch\/?p=1510"},"modified":"2021-11-28T20:22:28","modified_gmt":"2021-11-28T19:22:28","slug":"du-bist-was-du-liest-_-das-eine-tun-und-das-andere-nicht-lassen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/robertstern.ch\/blog\/du-bist-was-du-liest-_-das-eine-tun-und-das-andere-nicht-lassen\/","title":{"rendered":"Du bist, was du liest _ das eine tun und das andere nicht lassen"},"content":{"rendered":"\n

Du bist unterwegs ins Arztsein und w\u00e4lzt grosse Mengen an medizinischer Literatur. Je mehr du davon aufnehmen kannst, desto besser. Du siehst hinter all dem Studieren bereits die Patienten, die einmal von deinem Wissen profitieren werden. Aber daneben gibt es doch noch die B\u00fccher, die eher deinen Charakter formen, die dir ebenfalls wertvolle Sch\u00e4tze mitgeben k\u00f6nnen und die deinen Werdegang genauso beeinflussen werden.<\/p>\n\n\n\n

Wenn ich meine B\u00fccher anschaue, frage ich mich, ob sie wirklich meine Priorit\u00e4ten und Interessen widerspiegeln. Einige bedeuten mir mehr, andere weniger. Sie haben mich in unterschiedlichem Mass gepr\u00e4gt. Ein Beispiel: Vor ein paar Jahren besch\u00e4ftigten mich Fragen zu Glauben und Wissenschaft und ich entdeckte den Autor Arthur Ernest Wilder-Smith, der einiges zu diesem Thema geschrieben hat. Nach einigen Aufs\u00e4tzen und einem Buch \u00fcber dieses Thema las ich seine Biografie. Durch seine Lebensgeschichte wurden die Aufs\u00e4tze f\u00fcr mich noch lebendiger und sein Werk hinterliess in mir einen bleibenden Eindruck.<\/p>\n\n\n\n

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Dennoch, der Satz “du bist, was du liest” ist sicher eine ziemlich \u00fcberspitzte und auch grob vereinfachende Wendung. Lass dich durch das Interview[1]<\/a> mit Robert herausfordern[2]<\/a>:<\/p>\n\n\n\n

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Adrian<\/em>: Robert, du hast uns (deine Leser) vor einiger Zeit gefragt, was uns in Bezug auf Glauben und Medizinstudium besch\u00e4ftigt[3]<\/a>. Dann bekamst du von mir ein Mail. Es geht darum, dass ich als Christ das Bed\u00fcrfnis habe, geistliche Literatur zu lesen, aber neben meinem Medizinstudium nicht immer die Zeit dazu finde. Du hattest mir einiges dazu zu sagen!<\/p>\n\n\n\n

Robert<\/em>:  Deine Frage hat mich ziemlich herausgefordert, gerade weil ich eigentlich gar nicht ein Viel-Leser bin. Wenn mich etwas besch\u00e4ftigt, suche ich das Gespr\u00e4ch und h\u00f6re viel zu. Vielleicht lese ich auch noch etwas dazu, aber eher situativ.<\/p>\n\n\n\n

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Adrian<\/em>: Du hast in deinem Blog einmal \u00fcber Bibellesen geschrieben. An einer Stelle schreibst du: “Je mehr wir die Bibel lesen, desto mehr machen wir die Bibel zu einem Teil von uns.”[4]<\/a> Kannst du uns das noch genauer erkl\u00e4ren?<\/p>\n\n\n\n

Robert<\/em>: Ich erlebe es als einen Wachstumsprozess in der Verbundenheit mit Gott. Kurz nachdem ich Christ wurde, besorgte mir mein Bruder eine Bibel und motivierte mich dazu, sie regelm\u00e4ssig zu lesen. Ich entdeckte, wie ich dadurch in eine Beziehung zu Gott kam. Mein Leben bekam vermehrt Tiefgang und ich lernte in der Geschichte Gottes mit den Menschen einen roten Faden erkennen. Ich erhielt Antworten auf existentielle Fragen und lernte mich in meiner Hilfsbed\u00fcrftigkeit gegen\u00fcber Gott mehr und mehr kennen. Eine besondere Hilfe war mir dabei ein Leseplan, mit dem ich die Bibel wiederholt in jeweils 1-2 Jahren durchlas.<\/p>\n\n\n\n

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Adrian<\/em>: Es w\u00fcrde mich nun auch noch interessieren, welche B\u00fccher und Autoren dich ausser der Bibel sonst noch gepr\u00e4gt haben.<\/p>\n\n\n\n

Robert<\/em>: Da g\u00e4be es einige aufzuz\u00e4hlen, die mich herausgefordert haben. Francis Schaeffer[5]<\/a> sprach besonders in mein Leben hinein, obwohl ich ihn nicht mehr pers\u00f6nlich kennenlernen konnte. Er war ein presbyterianischer Pfarrer, der sich nach dem zweiten Weltkrieg besonders mit den theologischen Fragestellungen seiner Zeit befasste und schlussendlich mit seiner Frau das Werk “L’Abri” gr\u00fcndete, um Menschen mit existentiellen Fragen einen Zufluchtsort zu bieten. Was ich aus seiner systematischen Theologie in 66 Kassetten lernen konnte, hat mich gepr\u00e4gt und war mir im sp\u00e4teren Verlauf meines Lebens immer wieder eine grosse Hilfe. Francis Schaeffer wurde so f\u00fcr mich zu einem Mentor.<\/p>\n\n\n\n

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The Mannishness of Man and the Imago Dei: An Analysis of Francis Schaeffer’s Anthropology and Apologetic Methodology – CBMW<\/a><\/figcaption><\/figure><\/div>\n\n\n\n

Adrian<\/em>: Erkl\u00e4re uns doch nochmals das Konzept des Mentoring und was es mit B\u00fccherautoren zu tun hat.<\/p>\n\n\n\n

Robert<\/em>: Es kommt aus der altgriechischen Literatur. Der K\u00f6nig Odysseus vertraute seinen Sohn Telemach dem Lehrer Mentor an: Er sollte Telemach in die K\u00f6nigsberufung und K\u00f6nigsw\u00fcrde f\u00fchren, ihn begleiten und f\u00f6rdern. Bei Mentoring geht es also darum, jemanden in eine Aufgabe oder Stellung hineinzuf\u00fchren. Gute Mentoren k\u00f6nnen im Leben pr\u00e4gend sein und sind oft ein Geschenk Gottes. Beispielsweise k\u00f6nnen \u00e4ltere gute Freunde, Eltern oder Geschwister durch ihr Begleiten und F\u00f6rdern f\u00fcr uns zu Mentoren werden, aber auch B\u00fccherautoren, wenn sie uns durch ihr niedergeschriebenes Leben eine praktische Hilfe und ein Vorbild sind.[6]<\/a><\/p>\n\n\n\n

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Adrian<\/em>: Nun zum Faktor Zeit. Woher hast du dir die Zeit genommen, um beispielsweise die 66 Kassetten von Francis Schaeffer durchzuarbeiten?<\/p>\n\n\n\n

Robert<\/em>: Das ist eine gute Frage! Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich die in meinen freien Monaten nach dem Staatsexamen geh\u00f6rt. Es ist sicher empfehlenswert, solches in einer time-out Phase zu tun. Man kann auch mal in den Ferien eine Woche daf\u00fcr investieren. Einige machen sich eine Zeit frei und gehen an eine Bibelschule, DTS<\/em> oder worship school. Ich kann auch sehr empfehlen, im Selbststudium ein Glaubensbekenntnis aus der reformatorischen Zeit zu bearbeiten, beispielsweise die Westminster<\/em> Confession<\/em>, die 39 Articles<\/em> der Anglikanischen Kirche oder auch ein schweizerisches Glaubensbekenntnis.<\/p>\n\n\n\n

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Adrian<\/em>: Viele Menschen erleben ihre Studentenzeit als eine sehr turbulente Zeit, weil sie sich in besonderem Mass mit grossen Lebensfragen besch\u00e4ftigen. Wie findet man Antworten auf solche Fragen?<\/p>\n\n\n\n

Robert<\/em>: Ich glaube das ist in jeder Phase des Lebens so. Es stellen sich Beziehungsfragen, Fragen des Glaubens und der Nachfolge, Fragen zur Gemeindezugeh\u00f6rigkeit. Besonders die Christen, die in einem gl\u00e4ubigen Elternhaus aufgewachsen sind, m\u00fcssen sich irgendwann mit der Frage auseinandersetzen, was der Glaube f\u00fcr sie pers\u00f6nlich und konkret bedeutet. Im Umgang mit diesen Fragen erscheinen mir das pers\u00f6nliche Gebet und Bibelstudium, eine verbindliche Zugeh\u00f6rigkeit in einer Kirche und die Unterst\u00fctzung und Begleitung durch gute Berater als sehr wichtig. Die Auswahl der richtigen Berater ist aus meiner Sicht ein Schl\u00fcsselpunkt: Wem erlaubst du, in dein Leben zu sprechen? Ich w\u00fcrde sehr empfehlen, deine Eltern als Berater miteinzubeziehen, falls dies m\u00f6glich ist, denn sie kennen dich von allen Menschen am besten und haben nur schon deswegen bestimmt eine Weisheit bereit, die dir helfen kann. Dazu findest du vielleicht noch einen Seelsorger, einen Mentor, der dich speziell durch die Fragen, mit denen du dich besch\u00e4ftigst, begleiten kann.<\/p>\n\n\n\n

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Adrian<\/em>: Was m\u00f6chtest du uns zum Schluss noch mitgeben?<\/p>\n\n\n\n

Robert<\/em>: Wir m\u00fcssen in unserer Zeit sehr bewusst darauf achten, wie wir unsere Zeit nutzen. Es gibt viele Ablenkungsm\u00f6glichkeiten. Wir m\u00fcssen unbedingt auf einen massvollen Umgang mit Medien achten und sollten unser Engagement in diversen Aktivit\u00e4ten \u00fcberlegt gestalten.<\/p>\n\n\n\n

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Adrian<\/em>: Vielen Dank f\u00fcr dein Engagement durch deinen Blog \ud83d\ude42<\/p>\n\n\n\n

Robert<\/em>: Das geschieht sehr gern!<\/p>\n\n\n\n

Hier das Interview als Film:<\/p>\n\n\n\n

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